Rudolf Heimann – Die Unendlichkeit des Augenblicks Der aus Iserlohn stammende Elektronikmusiker Rudolf Heimann versteht es auf seinen Alben melodische Elektronikmusik mit Rockelementen zu verbinden. Nachdem er im letzten Jahr mit seinem Album „Tiefenrausch“ musikalisch unter die Erde gegangen ist, widmet er sich auf „Die Unendlichkeit des Augenblicks“ dem Thema Zeit und Vergänglichkeit. Das Album erscheint am 01.02.2019. |
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Gestartet
wird mit dem 6:48minütigen „Wem die Stunde schlägt“. Das Stück kommt
aber nicht so düster rüber, wie es vielleicht der Titel verspricht.
Allerdings wählte Rudolf schon recht theatralisch und melancholisch
anmutende Klänge. Der Einsatz des Cellos verstärkt darüber hinaus diese
Stimmung, die dem Stück gut zu Gesicht steht. Dann kommen in der Mitte des
Stückes Glockenschläge auf und das Stück wird von nun an rhythmischer.
Ein wunderbar einfühlsamer Track, der im zweiten Teil zu einer hinreißenden
Melodie mutiert. Das
dreieinhalbminütige „Ad Infinitum“ wird von Orgelklängen bestimmt, die
den Hörer in das Umfeld einer Kirche führen. Das klingt alles sehr sakral.
„Monolith“ mit seinen fast vier Minuten Spielzeit wirkt hingegen wie ein
instrumentaler Rocksong aus den frühen 70’er Jahren, was vor allem durch
den Hammondorgelsound hervorgerufen wird. Sehr schön wird am Ende des Stückes
auch die Akustikgitarre zu Chören eingesetzt. Ein sanfter, herrlicher,
rockiger Track, der den Hörer in Erinnerungen schwelgen lässt. Elektronischer
wird es dann im 7:45minütigen „Vanitas“. Hier werden Sequenzer und
Arpeggios mit wunderbaren Flächen verbunden. Nach wenigen Momenten kommt
aber ein leicht stampfender Rhythmus auf und gesellt sich zur E-Gitarre, die
das rockige Element in diesen Track darstellt. Das ist aber alles sehr
harmonisch und baut sich langsam auf. Ein typischer Heimann-Track. Soundtrackartig
und orchestral wirkt dann das Stück „Niemand kennt Zeit noch Stunde“.
Auch in diesem Track wird die melancholische Note durch den Einsatz des
Cello’s gesetzt. Dem folgt dann das sehr elektronische „Ewigkeit“. Über
9:26 Minuten spinnt Heimann hier einen sehr abwechslungsreichen, sich immer
weiter entwickelnden Track mit wunderbaren Harmonien und Melodiebögen. Ein
klasse Stück. Den
Abschluss bildet dann das 32minütige „Rede des toten Christus vom Weltgebäude
herab, dass kein Gott sei“, bei dem Rudolf seinen gesprochene Text mit
elektronischen Sounds und Harmonien unterlegt hat. So wirkt das Ganze wie
ein vertontes Hörspiel. Mit teils bedrohlichen und aus dem nahen Osten
stammenden Klängen beginnt dieser Longtrack. Mit dem Cello legt Rudolf am
Anfang einige Klangtupfer auf diese zunächst bedrohlich wirkenden
Klangkaskaden. Wenn er dann von einem Erdbeben spricht, dann kommen gar
brodelnde Synthieklänge auf, die dieses Thema perfekt untermalen. Rudolf
Heimann zeigt mit den ersten sechs instrumentalen Stücken des Albums „Die
Unendlichkeit des Augenblicks“ eines seiner besten und in sich stimmigsten
Werke. Diese werden dann mit einem sehr ungewöhnlichen Hörfilm-Stück, das
den Kern des Albums bildet, ergänzt. Letzteres wird man zwar nicht mehrfach
hören, dafür sind die restlichen Stücke von allererster Güte. Sehr
abwechslungsreich und kompositorisch perfekt ausgearbeitet zeigen sich die
Stücke. Insgesamt ein tolles Album. Stephan Schelle, Januar 2019 |
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