Rudolf Heimann - Tiefenrausch
 

Rudolf Heimann - Tiefenrausch
MellowJet Records (2018)

(
7 Stücke, 53:38 Minuten Spielzeit)

Rudolf Heimann ist kein Unbekannter in der Elektronikszene. Er spielte bereits Gitarre und Bass in verschiedenen Bands, als er Tasteninstrumente kennenlernte und in sein Heimstudio integrierte. Innerhalb weniger Jahre wurde er zum Synthesizer-Enthusiasten und bereits 1991 erschien sein erstes reguläres Album „Strange Delight“. Die bisherigen Veröffentlichungen von Heimann waren vor allem von sehr Song orientierten Stücken geprägt. Dabei wandelte er zwischen den Welten der Elektronik- und der Rockmusik.

 

 


Auf seinem neuesten Longplayer, dem ersten auf dem MellowJet Records-Label nimmt uns Heimann mit in die Tiefe. Der erste Eindruck, dass es sich um die Tiefen des Ozeans handeln könnte war aber falsch, denn er entführt den Hörer in eine Höhlenlandschaft tief unter der Erde. Passend dazu ist der Titel „Tiefenrausch“ gewählt.

Die Musik auf „Tiefenrausch“ zeigt sich von seiner elektronischen Seite mit erfrischenden Einflüssen von Klassik, Dark Ambient, Progressive Rock und EDM. Auf „Tiefenrausch“ vertont Heimann seine Erfahrungen und Erlebnisse seiner zweiten großen Leidenschaft: Als Höhlenforscher hat er nicht nur die zahlreichen Höhlen seiner Heimat erkundet, sondern auch die Reste des Altbergbaus, uralte Stollen und vergessene Tunnel. Höhepunkt war hierbei sicherlich die Entdeckung der „Rodener Spaltenhöhle“ im Jahre 2016.

Mit dem Stück „In die Tiefe“ (das passt wirklich hervorragend als Eingangstitel) beginnt das neue Album, das als CDR Anfang 2018 erscheint. In diesem 7:25minütigen Stück zeigen sich zunächst die Einflüsse von Pink Floyd auf Rudolf’s Musik. Dieses Feeling wird durch den Einsatz der Akustikgitarre, die Anfangs kraftvoll angeschlagen durch den Raum zieht, erzeugt. Dann wird es sehr romantisch, wie bei Andreas Vollenweider’s Musik. Das sorgt schon zu Beginn für eine Gänsehaut. Langsam entwickelt sich das Stück, in dem nach gut zwei Minuten ein Rhythmus hinzukommt und atmosphärisch/rockige E-Gitarren hinzugefügt werden. Rudolf schafft es den Hörer damit schnell in seinen Bann zu ziehen. Im weiteren Verlauf kommen Sequenzerrhythmen auf und die Musik nimmt unter anderem Züge an, die an Tangerine Dream & Co. erinnern. Es fallen mir viele verschiedene Namen ein, doch der von Heimann ist am präsentesten.

Das zweite Stück „Excentriques“ (kommt aus dem französischen und ist eine seltene Sinterbildung. Sie können von allen Seiten in der Höhle wachsen. Sie sind sehr unregelmäßig und oft hakenförmig, verdreht, faden- oder wurmförmig. Die Besonderheit von Excentriques besteht darin, dass sie der Schwerkraft zuwider wachsen können. Quelle: Wikipedia). Dieser Track ist sehr rhythmisch mit einem stampfenden Beat unterlegt.

Der Track „Schwarze Ruhe“ wird seinem Namen gerecht, denn anfangs besteht das Stück nur aus einigen Synthiesounds, die in einen sehr sakralen und Soundtrack artigen Part übergehen. Dabei kann ich mir gut eine große Halle unter der Erde vorstellen.

In dem symphonisch und sehr hymnisch angelegten Track „Schlägel und Eisen“ spricht André „Numen“ Winkhaus einen Text, den man allerdings nicht wirklich verstehen kann, da er mehr geflüstert im Hintergrund liegt und von der Musik übertönt wird. Das Stück hat durch seine Instrumentierung und der hymnischen Art wieder etwas von einem monumentalen Soundtrack. Die E-Gitarre im zweiten Teil des Stückes gibt dem Ganzen noch einmal eine besondere, rockige Note, die dem Track sehr gut zu Gesicht steht.

Einen hohen Spannungsbogen weist dann das 13minütige „Alleingang“ auf, das zunächst sehr ruhig beginnt, aber nach gut einer Minute an Fahrt aufnimmt. Die Violinensounds sorgen wieder für ein Soundtrack artiges Flair, während ab der Hälfte ein unwiderstehlicher Rhythmus aufkommt in den sich Elektronikmusik einwebt, die an frühe Tangerine Dream & Co. erinnert. Weitere Sounds ergänzen die Musik und führen sie in weitere Gefilde. Das ist wirklich klasse gemacht.

Ein tiefer Synthieton leitet dann in den sechsminütigen Titeltrack ein. Dieser schwillt gut drei Minuten unter leichten Veränderungen an, dem dann nur noch ein Sequenzerrhythmus spendiert wird. Den Abschluss bildet dann das leicht rockig/poppige „Tageslicht“, das den Hörer langsam wieder ins Hier und Jetzt transportiert. Hier besticht vor allem die wunderbare Pianomelodie, die um sehr ansprechende Akustikgitarrenakkorde angereichert wird. Im weiteren Verlauf kommen dann noch Keyboardklänge hinzu. Ein passender Ausklang aus dem Album.

„Tiefenrausch“ ist ein sehr schönes Album des aus Iserlohn stammenden Rudolf Heimann geworden. Rock, Pop und Elektronik werden in perfekter Form in den einzelnen Stücken miteinander verbunden. Dabei entstanden teilweise traumhafte Melodien.

Stephan Schelle, Januar 2018

 
   

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