Der Harms – Kosmische Kiffermusik Vol. 1
 

Der Harms – Kosmische Kiffermusik Vol. 1
Sireena Records / Broken Silence (2022)

(7 Stücke, 47:25 Minuten Spielzeit)

Der Musiker Hauke Harms erfüllte sich im letzten Jahr mit „Neun schöne Lieder“ den Traum eines Soloalbums. Zuvor hatte er schon das Album „Fingerhut“ zusammen mit Axel Ermes als Ermes/Harms veröffentlicht und war Gründungsmitglied und treibende Kraft hinter der Kultband Girls Under Glass. Am 18.11.2022 erscheint nun bereits sein zweites Solowerk unter dem Titel „Kosmische Kiffermusik Vol. 1“.

 

 


Der Albumtitel ist aber nicht ganz ernst zu nehmen, denn elektronische Musik und im speziellen die hier enthaltene Musik ist keineswegs für Kiffer gemacht, sondern besticht durch hohe Qualität und Vielseitigkeit. Auf diesem Zweitwerk zeigt Hauke Harms, dass er in der Vergangenheit viel elektronische Musik gehört haben muss, denn es sind in den sieben Stücken, die sich auf der CD befinden, zahlreiche Referenzen an unterschiedliche Elektronikmusiker herauszuhören.

Die CD erscheint in einem sechsseitigen Papersleeve und enthält sieben Elektroniktracks, die in 2021 und 2022 - wie Hauke Harms im Innenteil schreibt - vorwiegend nachts entstanden.

Das Album beginnt mit dem 8:46minütigen „Ein Baum (I See Tree)“. Hier kommen die Freunde Sequenzer orientierter Musik auf ihre Kosten, denn der Track wird von einem durchgehenden Sequenzerrhythmus getragen. Das erinnert mich ein wenig an die Produktionen von Eberhard Schoener. Auf monotone, repetitive Rhythmusstrukturen setzt Harms dann sich leicht verändernde Harmonien. Stilistisch weist dies darüber hinaus auf die „Berliner Schule“ und im Speziellen auf die Musik von Klaus Schulze hin.

Dem folgt dann das 3:57minütige „Tanz Schmetterling Tanz“. Vibrierende Streichersounds eröffnen das Stück, das atmosphärisch wirkt und erneut einen Hauch „Berliner Schule“ á la Schulze verströmt. Ein sanft schwebender Track mit hypnotischer Wirkung.

8:26 Minuten ist dann „Eine Flöten Melodei“ lang. Hier kommen dann auch flötenartige Klänge zu einem sanften Beat auf. Das wirkt zunächst aber recht nebulös uns mysteriös und hat etwas vom Krautrock der 70’er Jahre. Nach gut anderthalb Minuten kommen dann neue elektronische Sounds auf, die dem Ganzen einen fetten Klang bescheren und ein wenig in die niederländische Spielart der Elektronik weisen.

Mit 2:53 Minuten Spielzeit ist „Liebliches Summen im Walde“ der kürzeste Track auf dem Album. Hier erzeugt Harms dann auch nur elektronische Stimmungsbilder, die aus einem Grundsummen bestehen und auf die er dann einige Klangtupfer setzt. Da passt der Titel recht gut. Harmonischer geht es dann im 6:21minütigen „Schwanentanz“ weiter, das durch unwiderstehliche Klangfarben und Synth- bzw. Drumrhythmen besticht. Ein absolut hypnotischer Track. Davon wird man high, auch ohne zu dabei zu kiffen.

Das 10:46minütige „Kosmische Weite“ ist der längste Track und zugleich das Highlight des Albums. Hier kommen Sounds und Rhythmusmuster auf, die an den Aachener Robert Schroeder erinnern und diese mit der „Eindhovener Schule“ vereinen. Den Abschluss bildet dann das 6:08minütige „Ausklang“, bei dem Klänge der Düsseldorfer Elektronikszene eine Rolle spielen. Sowohl Kraftwerk, als auch Bands wie Neu! oder La Düsseldorf kommen einem hier in den Sinn.

Bei aller Referenzen, die sich in den Stücken finden sei aber gesagt, dass hier kein Nachahmer am Werk war, sondern Harms eigene, neue Musik mit unterschiedlichen Stilistiken entworfen hat.

„Kosmische Kiffermusik Vol. 1“ lässt darauf hoffen, dass dieses Album der Beginn einer länger andauernden Reihe von Hauke Harms ist, der als DerHarms firmiert. Harms hat die elektronische Musik unterschiedlichster bekannter Acts aufgenommen und sie in sein ganz eigenes Gewand gekleidet. Eine hypnotische Reise, die ohne Kiffen auskommt.

Stephan Schelle, Dezember 2022

 
   

CD-Kritiken-Menue