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Frank Woelfer / Multiverse – CD-Review

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Frank Woelfer im Alleingang … fast. Auf vier der acht Songs von seinem dritten Werk "Multiverse" zupft Daniel Hopf (Pimpy Panda, Mitch Hilford Front, HopfSandKoke u.v.m.) die dicken Saiten des Basses. Er war auch schon auf dem Vorgänger The Human Factor zu hören.
"Multiverse" ist ein instrumentaler Genuss, der sich sehr abwechslungsreich über fast eine ganz Stunde Gesamtspielzeit erstreckt. Frank Woelfer trifft musikalische Aussagen, die wunderschön ausgedehnt sind. Hier liegt die Kraft in der viele Facetten umfassenden, raumgreifenden Dimensionalität.

Der "Multiverse"-Opener "Flow" verfügt über ungetrübte Gravitation. Das Stück wirkte wie ein musikalischer Dynamo, der sich virtuell wie ein aus dem Erdinneren heraus erzeugtes Magnetfeld verhält. Gitarristisch-melodische Fantasien umgarnen den Hörer und schon der Groove des ersten Tracks ist unwiderstehlich gut. Breaks mit einem anderen Outfit fesseln einen an die Lautsprecher. Handgemachte Klänge befinden sich im Einklang mit künstlichen Sounds, die ein wunderschönes Fundament der Entspannung erzeugen. Alleine schon die "Flow"-Fusion ist höchst interessant.

Frank Woelfer kreiert musikalische Landschaften, die einerseits wie auf einem Luftkissen dahingleiten und andererseits auch rocken können. Dabei bewegt sich der Künstler auch im Bereich der Fusion, die über einen gehörigen Anteil Jazz verfügt. Immer wieder bietet der Musiker dem Hörer sehr interessant arrangierte Phasen, in denen er als eine Art Reisebegleiter fugiert. Überraschende Wendungen sind angesagt. So befindet man sich plötzlich in Gegenden, die zum Beispiel von asiatisch-kuriosem Glockenspiel-Saiteninstrumenten-Flair geprägt sind. Diese Etappen werden in bewundernswerter Weise in die Tracks integriert.
Wenn im Informationsballt etwas von »[…] tanzbar und groove-orientiert […]« steht, dann darf sich der Hörer auf eine Menge an Groove in ganz unterschiedlicher Auslegung freuen.

Meisterlich kontrastiert Frank Woelfer relaxte Synthesizer-/Keyboard-Klänge auch mit energetischen Gitarren-Fantasien. So lassen sich alle acht Nummer sozusagen am Stück hören und ergeben folglich ein großes Ganzes, an dem man auch nach dem zig Durchläufen seinen Spaß haben wird, auch weil es schließlich einiges zu entdecken gibt. So entwickelt "Multiverse" seine volle Blütenpracht nach und nach.
Mit seinen Gitarren-Sounds erzählt der Künstler wunderschöne Geschichten und erzeugt so Bilder, die es beispielsweise in atemberaubenden Naturfilmen zu sehen gibt. Man fühlt sich an die wahrlich immer noch existierenden schönen Anteile unserer Umwelt erinnert und vielleicht nicht ohne Grunde begegnet man auch Vogelstimmen, die sich im Hintergrund tummeln.

Von großflächig angelegten Musik-Schauspielen erfolgt irgendwann dann die Einladung zum Tanz auf dem – nein, nicht Vulkan – sondern einem mächtig emporragenden Felsen in mitten eines Canyons. Wenn dann noch Daniel Hopf mit seinem funkigen Tieftöner für entsprechende Stimmung sorgt, ist zumindest Fußwippen-Zeit.
Frank Woelfers "Retro Boy", abermals gemeinsam mit Daniel Hopf, entwickelt mit seinen Hooklines sowie teilweisen Blues-Charakter ein Spannungsfeld zwischen vintage und modern. Obendrein sind die Keyboard-Exkurse, die nach Hammond-Orgel klingen, herrliche Verbreiterungen der Fahrbahndecke.
In so manchen Gitarren-Fahrten steckt enorm viel Melodie und auch die – stets in Kombination mit dem Groove-Tiefgang –  für besonders gute Laune sorgt. Aus meiner Sicht war es eine richtige Entscheidung, für "Multiverse" Daniel Hopf mit ins Boot genommen zu haben. Da verfehlt auch die geslappte Version des Basses nicht ihre Wirkung. Funkige Ausläufer entzünden eine furiose Fretboard-Action auf dem Sechssaiter. Toll!
"Flow" steht am Beginn des Trips. "Unschärfe" beendet den dritten Longplayer von Frank Woelfer und sendet damit wellenartig-dynamische Impulse an die Botenstoffe der Glücksgefühle in unserem Körper. Musik muss Wirkung zeigen. Diese kann auch negativer Art sein. Aber bei "Multiverse" nimmt die Nadel einen sehr positiven Kurs ein. So ist dieses Album die besondere Empfehlung an aufgeschlossene Musikfans.


Line-up Frank Woelfer:

Frank Woelfer (all instruments)
Daniel Hopf (bass – #2,5,6,7)

Tracklist "Multiverse":

  1. Flow (8:11)
  2. In Between Spaces (8:08)
  3. Ashra-Kids (8:20)
  4. Farmer’s Trust (5:40)
  5. Tativille (6:15)
  6. Retro Boy (7:57)
  7. Strobosphere (8:00)
  8. Unschärfe (5:00)

Gesamtspielzeit: 58:53, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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